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In Hermannsburg, einer kleinen Missionsstation der Lutheraner, 120 km von Alice Springs entfernt, entstand das erste Zentrum moderner Ureinwohnerkunst.
Angeregt durch den englischen Maler Rex Battarbee, begann Albert Namatjirra, ein Aranda, in den 30er Jahren des 20. Jahrhunderts Landschaftsaquarelle zu malen. Er wurde sehr bald erfolgreich und berühmt. Sein Lebenslauf wurde typisch für die Konflikte zwischen der alten traditionellen Lebensweise und den Zwängen durch die Ureinwohnergesetzgebung Australiens. Diese Landschaftsmalerei im klassischen Stil, die Landschaften oder auch spirituelle Orte der zentralaustralischen Western Desert darstellt, nennt die Kunstwelt heute „Hermannsburger- oder Aranda-Malschule“.
Sie ist ausschließlich den zum Namatjira-Clan gehörenden Malern erlaubt, von denen bereits die vierte Generation erfolgreich auf dem Kunstmarkt auftritt.
Die Hermannsburger Aquarelle sind farbenfroh und sehr naturalistisch. Sie sind, anders als die Dot Paintings mit ihrer verschlüsselten Ikonographie, dem Betrachter direkt verständlich und verwirren eher durch ungewohnte intensive rote und violette Farben, die in den Bergen der Western MacDonnell Ranges im Abendlicht tatsächlich auftreten und dem Land eine besondere Schönheit verleihen. Die Aquarelle zeigen vor allem Orte, die für die Menschen Wasserressourcen bieten und die mit den heiligen Schöpfungsgeschichten der Traumzeit verbunden sind.
In den 1960er und 1970er Jahren wurden die Hermannsburger Aquarelle vor allem als Souvenirkunst betrachtet, die man als Tourist in Alice Springs erwerben konnte. Heute sind diese Arbeiten gefragte Sammlungsstücke, die ihren Platz nicht nur bei privaten Sammlern sondern auch in den Kunstmuseen Australiens und weltweit gefunden haben.